Szenariotechnik

 

Hermann Kahn, Anthony Wiener (1967)
Entscheidungsvorbereitung und Ableitung von Handlungsempfehlungen aus möglichen Zukunftsszenarien
Mögliche Vielfalt an Szenarien berücksichtigen und daraus Implikationen ableiten
Nicht ausschließlich lineare Prognosen
Szenarien nur bedingt objektiv relevant; sehr subjektiv geprägt
Realistische Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten und   Chancen/Risiken durch mehrere Personen erfordert Expertenwissen
Schreibpapier, Flipchart, evtl. Software
Kleingruppe ideal (~ 4-8 Personen)
2-4 Stunden

 

Anleitung/ Vorgehen

1. Schritt: Untersuchungsfeld und Faktoren/Deskriptoren erfassen

Im ersten Schritt wird der Untersuchungsgegenstand festgelegt und beschrieben. Außerdem werden die Faktoren bzw. Deskriptoren ermittelt, die den Untersuchungsgegenstand und künftigen Szenarien dieses Feldes beschreiben und möglicherweise beeinflussen. Dies kann durch Meinungen und Einschätzungen von Fachexperten unterstützt werden. Der Output dieser Phase sind eine detaillierte Aufgaben- und Problembeschreibung sowie eine Faktorenliste.

2. Schritt: Einflussanalyse erstellen

In diesem Schritt werden die jeweiligen Faktoren und Deskriptoren auf ihre wechselseitige Beeinflussung und Wirkung bezüglich des Untersuchungsgegenstands betrachtet; möglicherweise dargestellt in einer Vernetzungstabelle. Der Einfluss (keine Wirkung, mittlere Wirkung, hohe Wirkung), den ein Faktor auf einen anderen Faktor besitzt wird dann als Aktiv- der Passivwirkung kumuliert und die Faktoren in einer à Einflussmatrix miteinander verglich.

3. Schritt: Faktoren kombinieren und bündeln und Szenarien ermitteln

Nun werden verschiedene Ausprägungen aller Faktoren mit einander kombiniert, sodass unterschiedliche, mögliche zukünftige Entwicklungen in verschiedenen Szenarien abgebildet werden. Bei manchen Faktoren wird die Vielfalt der verschiedenen Entwicklungen in der Zukunft geringer als bei anderen sein. Es soll worst und best case Szenarien (die Entwicklung läuft für den betrachteten Gegenstand suboptimal bzw. optimal) sowie einige Szenarien dazwischen geben. Das sog. Trendszenario ist dabei das Szenario, das aus verschiedenen Gründen die größte Wahrscheinlichkeit hat und befindet sich ungefähr in der Mitte zwischen worst und best case Szenarien. Je mehr Zeit seit der Entwicklung der Szenarien vergangen ist (Trichterende), desto stärker kann sich die Realität in eine für den betrachteten Gegenstand positive oder negative Richtung entwickelt haben. In diesem Schritt sollten maximal 8 Szenarien final festgelegt werden, die als sehr plausibel betrachtet werden. Auch plausible Störfaktoren für die Entwicklung verschiedener Faktoren dürfen in diesem Arbeitsschritt nicht außer Acht gelassen werden und müssen dokumentiert werden.

 

4. Schritt: Szenarien bewerten, interpretieren und sich darauf vorbereiten

Die letzte Phase dient nun dazu, die Eintrittswahrscheinlichkeiten der einzelnen Szenarien und ihre Chancen und Risiken zu schätzen und abzuwägen. Dies kann rein qualitativ oder quantitativ als Intervallskala gemacht werden. In der quantitativen Version bietet sich dann die Möglichkeit, Durchschnittswerte individueller Einschätzungen zu berechnen und so möglicherweise die Genauigkeit der Schätzung insgesamt zu steigern. Darüber hinaus kann ermittelt werden, in welchem Szenario sich der Gegenstand aktuell befindet und wohin er sich höchstwahrscheinlich entwickelt. Darauf basierend können Handlungsempfehlungen abgeleitet werden und Entscheider können sich auf verschiedene, mögliche Situationen einstellen. Die Szenariotechnik dient der Sichtbarmachung möglicher zukünftiger Entwicklungen, um diese frühzeitig und besser einschätzen sich darauf einstellen zu können. Als abschließender Schritt kann ein Maßnahmenkatalog für die 2-3 wichtigsten Szenarien erstellt werden, dem im Fall des Eintretens eines dieser Szenarien einfach gefolgt werden kann